#niewiederistjetzt

Gedenken auf dem Seelhorster Friedhof

08.04.2024 | Am 5. April haben wir uns auf dem Seelhorster Friedhof bereits einen Tag vor dem üblichen Treffen am 6. April versammelt. Vor 79 Jahren ereignete sich hier auf diesem Friedhof eines der zahlreichen grausamen Kriegsverbrechen des Naziregimes.

Ezgi Tavli von der IG Metall Jugend hält eine Rede

Am 6. April 1945 wurden zahlreiche Menschen, darunter 154 sowjetische Gefangene, aus Ahlem zu einem Todesmarsch durch Hannover gezwungen. Einige konnten fliehen, während die anderen ge-zwungen waren, ihre eigenen Gräber auszuheben und dann von der Gestapo ermordet zu werden. Insgesamt fielen 526 Zwangsarbeiter und KZ-Insassen diesem grausamen Akt zum Opfer. Einer von ihnen, Peter Palnikow, konnte entkommen.

Die Alliierten übernahmen vier Tage später, am 10. April 1945, beinahe widerstandslos die Kontrolle über Hannover. Nachdem Peter Palnikow den Alliierten von den Ereignissen auf dem Seelhorster Friedhof berichtet hatte, ordneten die Briten im Mai 1945 die Errichtung eines Ehrenfriedhofs am Maschsee an. Hochrangige Nazis wurden angewiesen, 386 Leichen auszugraben und in einem Trauerzug vor der hannoverschen Bevölkerung zum neu errichteten Ehrenfriedhof zu bringen.

Dieses grausame Kapitel der Geschichte erinnert uns daran, wie Europa und die Welt von dem anti-demokratischen und menschenfeindlichen Nazi-Regime in den Zweiten Weltkrieg gedrängt wurden. Millionen Menschen fielen dem Krieg und dem faschistischen Gedankengut der Nazis zum Opfer. Die Lehre aus dieser Zeit lautet: "Nie wieder Faschismus. Nie wieder Krieg!"

Dieses Bekenntnis, das sich gegen Krieg und Faschismus richtet, wird oft auf den sogenannten Buchenwald-Schwur zurückgeführt. Am 19. April 1945 versammelten sich Überlebende des Konzentrationslagers Buchenwald auf dem ehemaligen Appellplatz des Lagers, hielten die erste Trauerfeier für die Toten des Lagers ab und weihten ein provisorisches Denkmal für sie ein. Sie schworen in zahlreichen Sprachen, gemeinsam die Grundlagen der NS-Verbrechen zu bekämpfen. Laut des ehemaligen Buchenwald-Häftlings Heinz Brandt skandierten die Teilnehmenden lautstark “Nie wieder”. Das "Nie wieder" bezog sich zuerst auf den Faschismus und dann auf den Krieg. Der Nationalsozialismus und sein Angriffskrieg waren untrennbar miteinander verbunden. Dieses Gelöbnis sollte sicherstellen, dass sich die Schrecken des Holocaust und die Verbrechen des Nationalsozialismus niemals wiederholen würden.

Blickt man in die aktuelle Welt, wird klar, dass das Ziel "Nie wieder Krieg" nicht erreicht ist. Die Welt scheint von immer mehr Konflikten heimgesucht zu werden:

  • Russland überfällt die Ukraine, was zu einem andauernden Krieg führt, ohne absehbares Ende. Politische Friedeninitiativen sind nicht sichtbar.
  • Bei einem Angriff der islamistischen Hamas auf die israelische Zivilbevölkerung starben 1.139 israelische Bürgerinnen und Bürger. Seitdem herrscht Krieg im abgeriegelten Gazastreifen, mit täglichen Opfern und unzureichender medizinischer Hilfe und katastrophaler Versorgung an Lebensmitteln und Wasser.
  • Afghanistan leidet unter einem langjährigen Konflikt, angeheizt von den Taliban und anderen bewaffneten Gruppen.
  • Äthiopien befindet sich in einem Bürgerkrieg, insbesondere in der Region Tigray.
  • Der Irak, der Jemen, Syrien, Somalia, Libyen, die Zentralafrikanische Republik, der Kongo, Myanmar und Kolumbien sind alle von anhaltenden bewaffneten Konflikten und Instabilität betroffen.

Mit dieser Gedenkveranstaltung bekunden wir unseren politischen Willen, eine Welt zu schaffen, die von Demokratie, Frieden und Solidarität geprägt ist. Unser Ziel ist „Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus!“

(Rede des Ersten Bevollmächtigten, Sascha Dudzik)

Aktuelles
...