Kunstausstellungen und Konzerte im IG Metall Haus?

Einführende Worte von Helga Schwitzer am 19. September 2008 zur Vernissage der Ausstellung „Auf den Spuren von Dichtern und Denkern“:

„Eine Ausstellung im IG Metall Haus?!“, hat mich ein Kollege erstaunt gefragt, als ich ihm sagte, was ich heute noch vorhabe. Ich war nicht minder erstaunt. Es gab Zeiten und Orte, da wäre so eine Frage gar nicht gestellt worden. Und das waren nicht nur die goldenen Zwanziger, als es neben dem Arbeiterturnverein und dem Arbeiterangelverein selbstverständlich auch den Arbeiterkulturbund gab. Gewerkschaftliche Kulturarbeit, das muss man leider sagen, wurde schon einmal größer geschrieben als heute. Auch wenn es viel Streit darum gab, was denn Kultur überhaupt sei, wem sie gefallen solle und ob sie überhaupt gefallen müsse. Es war und ist auch immer das Ziel der Gewerkschaften gewesen, dass wir nicht leben, um zu arbeiten, sondern arbeiten, um zu leben. Eine positive Definition von Kultur könnte somit lauten:

Kultur ist das Bedürfnis der Menschen, über das Alltägliche hinauszugehen. Sie ist keine Planung von etwas Neuem. Aber das in ihr enthaltene Prinzip Hoffnung kann am Anfang von Veränderungsprozessen stehen, die Menschen in oft wenig hoffnungsvollen Zeiten auf den Weg bringen.

Nicht zufällig entstand Blochs Werk „Das Prinzip Hoffnung“ während seiner Emigrationszeit 1939 – 1947 in Amerika. Mit solch einem Verständnis von Kultur passt eine Ausstellung sehr gut in unser IG Metall Haus. Ein Gewerkschaftshaus ist genau der richtige Ort für eine Ausstellung.  Ein Ort, an dem mehr passiert als Besprechungen und Büro-Arbeit. Mehr als Warnstreikplanung und Betriebsbetreuung. Ein Ort, der Raum dafür bietet, auch einmal stehen zu bleiben und abzuschweifen. Zu widersprechen, sich zu empören, wenn einem das Gezeigte nicht gefällt. Oder Freude zu empfinden beim Anblick eines guten Bildes."

Vor diesem Hintergrund wurde bereits im Jahre 2006 eine Debatte in der IG Metall Hannover geführt, um ein kulturelles Profil zu erstellen. Das Projekt hat sich in folgenden Schritten entwickelt:

  1. Frage: Ist das IGM – Haus in Hannover, eine Stelle wo nur etwas verwaltet wird? Oder ist das Gewerkschaftshaus ein Ort der Kommunikation, des Lernens, der Begegnung, der Information, der Dienstleistung, das Zentrum der IG Metall Hannover? Fraglos ist das Gewerkschaftshaus auch ein sozialer Ort.
     
  2. Vorschlag:  Ein Gewerkschaftshaus auch als Kunstraum, mit Ausstellungsangeboten, als Projektrahmen und Werkstatt für Diskussionen, Reflektionen, Standortbestimmungen und ständigen Wandel.
     
  3. Unsere Thesen:
    Kultur ist kein Luxus, den wir uns entweder leisten oder nach Belieben auch streichen können, sondern der geistige Boden, der unsere innere Überlebensfähigkeit sichert.

    Kunst ist wichtig, damit Menschen aus ihren Stuben´herauskommen, miteinander reden, etwas gemeinsam unternehmen, sich nicht mehr nur berieseln lassen.

    Kommunikation: in Kulturarbeit zu investieren kann bedeuten einen sozialen Ort zu entwickeln, der eine gesellschaftliche Ausstrahlkraft entfaltet.

    Kooperation: Kulturarbeit muss auf vielen Gleisen fahren. Wenn sie funktionalisiert wird können sich Vielfalt und Kreativität nicht entwickeln. Kultur soll nicht „Beiwerk“ sein.

    Kunst und Kultur leben von der Fähigkeit die Welt mit anderen Augen zu sehen und neu zu entdecken.

    Kultur ist ein Schlüssel zum Leben, Leben ist bei den Menschen, Menschen wollen wir erreichen.

    Kultur und Bildung sind die innere Größe eines Menschen. Kultur ist eine Überlebensfrage  - auch der IGM
     
  4. Ziel: Wir wollen, dass die kulturellen Aktivitäten der IGM zu einer „Marke“ werden und die gewerkschafts- und gesellschaftspolitische Bildungsarbeit sinn- und wertvoll ergänzen. Wir wollen keinen Tribut an kulturelle Beliebigkeit – wir streben Qualität und Unterstützung auf verschiedenen kulturellen Ebenen an, kurz gesagt: Wir wollen ein kulturelles Profil!

Die Umsetzung unseres Ziels

 
VISUELL – Dieter Götze, Malerei, Objekte, Installationen,
September 2006 – Januar 2007

LANDSCHAFTEN – Hannes Lühn, Malerei und Grafik,
Oktober 2007 – Januar 2008

POLITISCHE KARIKATUREN mit Guinness und Buletten – Reiner Schwalme,
April 2008 – August 2008

AUF DEN SPUREN VON DICHTERN UND DENKERN – Nicole Gutmann,
Malerei Objekte. September 2008 – Februar 2009

LICHTRÄDER & LICHTEFFEKTE – Klaus Bordasch,
September 2008 – dato.

PLAKATE – Sammlung Udo Achten, Friedensbewegung,
September 2009 – August 2010

DIE POSIE DES ABSTRAKTEN – Fritz Gundermann, Skizzen, Malerei, Wandteppiche
August 2011 – März 2012

ZUKUNFT BRAUCHT HERKUNFT – Dieter Götze, Malerei, Industriebilder,
März 2012 – September 2012

3X AMERIKA - Henning Bode, Christian Burkert, Kristoffer Finn, Fotografie, ab 26. April 2013

In diesem Zusammenhang haben sich so dann auch die „Einführenden Worte“ von Helga Schwitzer zur Ausstellungseröffnung – „Auf den Spuren von Dichtern und Denkern“ im September 2008 erfüllt. Wir blicken auf die schönen Ausstellungen der vergangenen Jahre mit Stolz und Freude zurück; wir freuen uns aber auch auf die nächsten Jahre, in dem Wissen, dass unser Kulturkonzept hält was es verspricht.
 

Foto. IGM
Foto: IGM
Foto: IGM
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