Interview mit Juliane Fuchs, Gewerkschaftssekretärin ver.di in Hannover, Fachbereich Handel

Dramatische Situation im Einzelhandel

13.06.2013 | Im Einzelhandel herrscht eine besonders dramatische Situation. Die Arbeitgeber haben die Manteltarifverträge, in denen unter anderem Arbeitszeiten, Urlaub und Zuschläge geregelt sind, gekündigt. Zudem ist Karstadt aus der Tarifbindung ausgestiegen. Hierzu interviewten wir Juliane Fuchs von ver.di Hannover/Leine-Weser.

Die Arbeitgeber haben Anfang des Jahres bundesweit die Tarifverträge gekündigt. Was bedeutet das für die aktuelle Tarifrunde?

 
Das hat es so noch nie gegeben und die Verhandlungen sind die härtesten seit 1989, als es um die verlängerten Öffnungszeiten ging. Die Zukunft des Flächentarifvertrags steht auf dem Spiel. Von Seiten der Arbeitgeber soll es keinen Abschluss ohne massive Verschlechterungen im Manteltarif geben! Nur wenn die Arbeitszeiten noch flexibler gestaltet werden können und die Warenverräumung billiger wird, wollen sie überhaupt erst mit uns über einen neuen Lohn- und Gehaltstarifvertrag reden. Das ist Erpressung! Kassierer sollen abgruppiert werden und Ungelernte auch nicht in späteren Jahren mehr in höhere Tarifgruppen aufsteigen können. Zuschläge für Arbeitszeiten nach 18:30 Uhr sollen gestrichen werden.


Karstadt ist im Mai sogar ganz aus der Tarifbindung des Arbeitgeberverbandes ausgestiegen. Wie geht es denn der Branche?

Mit dem Ausstieg wird die Situation sehr verschärft. Eine der wichtigsten Schutzfunktionen des Arbeitsplatzes wird den Mitarbeitern durch den Ausstieg entzogen. Karstadt hat es seit 2005 leider nicht geschafft, die versprochene Sanierung umzusetzen. Trotz allein in 2012 2.000 abgebauter Stellen und 650 Millionen Euro, auf die die Mitarbeiter in den vergangenen Jahren verzichtet haben, um die Sanierungspläne zu unterstützen. Das Unternehmen ist noch nicht zukunftsfähig gemacht, auch weil sinnvolle Konzepte der Betriebsräte ignoriert werden. Die Branche ist bekannt für prekäre Beschäftigung, schwierige Arbeitsbedingungen und ein niedriges Einkommensniveau! Dabei befinden sich unter den zehn reichsten Deutschen immerhin fünf Einzelhändler. Ohne Tarifverträge wird die Arbeit im Einzelhandel immer weniger existenzsichernd und zunehmend entwürdigend!

Wie kann man euch unterstützen?


In Hannover laden wir jeden Mittwoch ab 17:30 Uhr für jeweils 60 bis 90 Minuten zur „After-Work-Action“ ein. Das sind Aktivitäten wie solidarische Betriebsbesuche, Kunden- Information oder auch Flashmobs.

Treffpunkt: ver.di-Höfe, Goseriede 10-12.

Es gibt eine Online-Petition „Faire Kunden für fairen Einzelhandel“. Jeder Eintrag unterstützt unsere Tarifauseinandersetzung!

 www.verdi-services-nds-bremen.de/tarifrunde-2013/unterschrift

 

 

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