Personalbedarf

Mit möglichst wenig Personal möglichst viel erreichen?

Beschäftigte wollen ihre Arbeit gut machen, aber dafür brauchen sie gute Rahmenbedingungen. Zu diesen gehört auch, dass es im Betrieb genügend Personal gibt. Allerdings mangelt es daran häufig. Mit 64 Prozent gaben fast zwei Drittel der befragten Kolleginnen und Kollegen an, dass zu wenig Personal vorhanden ist, um die Arbeit zeitnah und in der erforderlichen Qualität zu erledigen. Dies bedeutet, dass das Arbeitspensum grundsätzlich nicht im Einklang mit der vereinbarten Arbeitszeit steht. Zudem entstehen während Urlaubsphasen oder durch krankheitsbedingte Ausfälle weitere Engpässe, die dann oft der Rest des Teams ausgleichen muss. Damit setzen Arbeitgeber ihre Beschäftigten einer enormen Arbeitsverdichtung und einem zunehmendem Leistungsdruck aus. Die zeigen auch die folgenden Erfahrungen.

Qualitätsmängel und unzufriedene Kunden

„Letztes Jahr fand in unserem Unternehmen eine Reduzierung des Personals statt“, berichtet ein Kollege aus einer Maschinenbaufirma. „Über 13% der Belegschaft standen in kürzester Zeit nicht mehr zur Verfügung. Wie so oft üblich wurde nicht durch alle Ebenen gleichmäßig entlassen, sondern in der Hauptsache in den untersten Ebenen. Eine Anpassung der Arbeitsbelastung der verbliebenen Beschäftigten gab es nicht. Die Folge war eine permanente Dauerbelastung. Dies wurde durch Umpriorisierung von Projekten einigermaßen abfangen. Dann fand diese Umpriorisierung aber in immer häufigerem Rhythmus statt, so dass eine Konzentration auf ein Thema nicht mehr möglich war. Das Erfolgserlebnis der Kolleginnen und Kollegen, ein Projekt bis zum Ende erfolgreich begleitet zu haben, blieb aus. Ab nun drehte sich die Spirale anders herum. Beschäftigte wurden unzufrieden und eine Kündigungswelle setzte ein. Erfolglos versuchte das Unternehmen, die frei gewordenen Stellen wieder zu besetzen. Die Konsequenz ist, dass Projekte gar nicht mehr fertig gestellt werden oder Produkte mit starken Mängeln an den Kunden gehen. Diese sind unzufrieden und wechseln. Ein Teufelskreis.“

Sind Beschäftigte nur noch „headcount“?
Solche Entwicklungen kritisiert eine Ingenieurin aus einem anderen Betrieb. „An einem Freitag kam der Chef an meinem Tisch vorbei und sagte gönnerhaft: ‚Ab Montag haben Sie einen Azubi. Sie wollten doch Kapa, oder?!‘ Menschen werden nur noch als ‚headcount‘ gesehen und nicht mehr als Individuen. Für zwei Monate ist ein Mensch mehr im Team, statt vier sind es nun fünf Leute. Also sollte das Team in den zwei Monaten auch 125 Prozent der üblichen Arbeit schaffen. Bei dieser Rechnung wurde aber überhaupt nicht berücksichtigt, dass ein neuer Mitarbeiter und vor allem Auszubildende eingewiesen werden müssen. Wer sich die Mühe macht, Kolleginnen und Kollegen einzuarbeiten, macht das auf eigene Kosten, denn die eigenen Deadlines werden deshalb nicht verschoben. Und es zeigt sich, dass Personalaufbau in einem Bereich damit einhergeht, dass Beschäftigte in einem anderen Bereich abgezogen werden. Der Zustand des Unterbesetztseins wird so nur weitergegeben. Eine Lösung ist das nicht.“

Personal- und Leistungsbemessung (noch) stärker zum Thema machen
Wie die Beispiele zeigen, belastet personelle Unterbesetzung nicht nur die Gesundheit der Beschäftigten. Arbeitgeber riskieren damit in der Konsequenz auch Qualitätsmängel bei ihren Produkten oder Unzufriedenheit bei den Kunden. In den Betrieben gibt es bislang wenig Transparenz zu der Frage, wieviel Arbeit in welchem Zeitraum ohne gesundheitliche Belastungen überhaupt zu schaffen ist. Diese Analyse müssen wir voranbringen. Wir brauchen eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit den Fragen zur Leistungs- und Personalbemessung.

Welche Erfahrungen gibt es dazu in Deinem Betrieb?
Nimm‘ Kontakt zu uns auf und berichte davon. Auch im AngestelltenForum werden wir diese Debatte fortführen und gemeinsam Maßnahmen erarbeiten.

Einen Kontakt zu den genannten betrieblichen Kolleginnen und Kollegen können wir gern vermitteln.