Aufsichtsratssitzung

Deutsche Messe: Betriebsrat und IG Metall lassen sich nicht erpressen

04.11.2020 | Im Rahmen der Aufsichtsratssitzung der Deutschen Messe AG (DMAG) haben die Vertreter der Arbeitnehmerseite erneut Position gegenüber dem vorstandsseitig vorgelegten Kahlschlagkonzept bezogen. So könne es Verhandlungen nur geben, wenn der Vorstand gegenüber IG Metall und Betriebsrat von Erpressungsversuchen absehe. Verhandlungen seien schließlich nur möglich, wenn das Ergebnis ebendieser nicht einseitig gesetzt sei und als alternativlos dargestellt werde.

Dirk Schulze, Erster Bevollmächtigter IG Metall Hannover Foto: IG Metall

Dirk Schulze, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Hannover und Mitglied im Aufsichtsrat der DMAG erklärte: "Ich empfinde die Art und Weise, wie hier seitens der DMAG in laufende und eigentlich nicht kündbare Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen eingegriffen werden soll sowie Outsourcing vorbereitet wird, als Tarifbruch, ja sogar als Eingriff in die Tarifautonomie. Der Erpressungsversuch des Vorstands muss vom Tisch. Sonst gibt es keine Verhandlungen und damit auch keine Problemlösung. Eigentlich sind wir in einer Situation, in der man die IG Metall und den Betriebsrat mit "Bitte, Bitte" ansprechen müsste." 

Karsten Scheibe, Betriebsratsvorsitzender der DMAG und stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats meint: "Die DMAG ist kerngesund in die Corona Krise geraten. Unser Fokus ist, eine Lösung dieser Corona bedingten Situation zu finden. Um am Markt erfolgreicher zu werden, bedarf es aber weniger Struktur- und Kostensenkungsprogramme sondern vielmehr umfangreiche Maßnahmen in die Entwicklung von Neugeschäft. Diese Entwicklung ist leider über Jahrzehnte unterblieben und seit jeher die Forderung des Betriebsrates." 

IG Metall und Betriebsrat sehen das Ergebnis der Unternehmensberatung Boston Consulting als unvollständig und möglicherweise interessengeleitet in Auftrag gegeben an. Weiterhin erklären Schulze und Scheibe, von Dr. Jochen Köckler, dem Vorsitzenden des Vorstandes, im Rahmen der Arbeit der Boston Consulting belogen worden zu sein.

Auch die Anteilseigner aus der Politik haben sich aus Sicht von Betriebsrat und IG Metall bislang nicht der kritischen Situation, in der die DMAG in jedem Fall ist, angemessen verhalten. Dirk Schulze führt weiter aus: "Ich frage Vorstand und Anteilseigner: Wer als Geschäftspartner kann denn in diesen Wochen und Monaten von der Messe für langfristige Verträge gewonnen werden, wenn alle paar Tage eine vermeintlich drohende Insolvenz in den Medien auftaucht? Das ist nicht Champions League sondern Amateurklasse! Vorstand und Anteilseigner sollten jetzt öffentlich zur Messe und zum Standort Hannover stehen. Die verbale Drohung einer Insolvenz muss revidiert werden und der erpresserische Zeitdruck muss weg." 

Die Arbeitnehmervertreter wollen, dass die DMAG nicht zum Schlusslicht unter 8 Messegesellschaften in Deutschland wird. Deshalb dürfe man sie nicht kaputtsparen. Man habe Liebe zum Messegeschäft in Hannover. Die wesentliche Konstante hierfür sei die Belegschaft und ihre Interessenvertretung. 

IG Metall und Betriebsrat haben weiterhin Vorschläge zur Krisenbewältigung bei der DMAG: 

1.    Zur Sicherung der kurzfristigen Finanzierung brauche es eine Kapitalerhöhung anstatt einer Bürgschaft, damit in der Nach-Corona-Zeit für die DMAG wieder eine Möglichkeit bestehe zu wachsen.

2.    Langfristig brauche es die Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit mit einem nachhaltigen Geschäftsmodell.

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