Deutsche Messe AG

Umgang mit Messe-Beschäftigten ist stillos

25.10.2020 | Hannover - Aufgrund der öffentlichen Berichterstattung über den geplanten Personalabbau und einen harten Sparkurs bei der Deutschen Messe AG (DMAG) nimmt die IG Metall Hannover wie folgt Stellung.

Dirk Schulze, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Hannover und Mitglied im Aufsichtsrat der Deutsche Messe AG, Foto: IG Metall

„Es ist stillos, respektlos und übrigens auch geschäftsschädigend, dass Beschäftigte, der Betriebsrat, die IG Metall und Aufsichtsratsmitglieder aus der Zeitung erfahren, dass 290 Beschäftigte – mehr als 1/3 der Belegschaft – angeblich wegrationalisiert werden sollen, und dies während einer noch laufenden INFA“, so Dirk Schulze, Erster Bevollmächtigter der IG Metall in Hannover und selbst Mitglied im Aufsichtsrat der DMAG. Auch der Wirtschaftsausschuss der DMAG, ein gesetzliches Gremium nach Betriebsverfassungsgesetz, habe bisher keine Kenntnis.

Es sei unfassbar, wie gewählte Politiker – eigentlich Vertreter der Bevölkerung – sich gerade gegenüber der Belegschaft und den Wählern verhalten und die Corona-Situation ausnutzen wollen. Die Messegesellschaft war in den vergangenen Jahren aus Sicht der IG Metall auf einem guten Weg und hat schwarze Zahlen geschrieben. Nun mache man sich anscheinend Ergebnisse der von Arbeitgeberseite beauftragten  Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) zu eigen, die nur mit heißer Nadel gestrickt worden sein können und die Axt bei der Zahl von Arbeitsplätzen und Personalkosten ansetzen.

„Die Art der Kommunikation und Vorgehensweise lässt erwarten, dass der Vorstand der DMAG und die Anteilseigner aus Stadt und Land auf volle Attacke gegen die Beschäftigten gehen“, ärgert sich Schulze. „Wir sind entrüstet, denn das ist der falsche Weg bei der Lösungssuche. Landes- und Kommunalpolitiker sollten die richtige Reihenfolge und die Gesetze kennen.“

Karsten Scheibe, Betriebsratsvorsitzender der Deutschen Messe AG und stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats, ergänzt: „Ich hatte mehrfach meine Mitarbeit in den Workshops der BCG angeboten. Dies wurde mir unter Vorhaltung falscher Tatsachen von Seiten des Vorstands verwehrt, während die Beteiligungsdezernate von Stadt und Land von Beginn an in die Arbeit der BCG eingebunden waren. Mich

würde interessieren, ob das Vorgehen der Eigentümer-Vertreter eine in den Gremien abgestimmte Meinung ist oder ob es sich um Alleingänge der Herren handelt.“ Es stelle sich die Frage, ob Landtag und Stadtrat in das Handeln der Herren Althusmann und Hilbers (beide CDU), Onay (DIE GRÜNEN) und v.d. Ohe (SPD) überhaupt eingebunden seien. „An unserem Messegeschäft hängen insgesamt bis zu 15.000 Arbeitsplätze und eine ordentliche Umwegrendite für Stadt, Region und Land. Ich schätze, das interessiert mehr als nur die vier Spitzenpolitiker“, so Scheibe. Scheibe und Schulze bieten ausdrücklich an, für die Gremien oder deren Mitglieder für Nachfragen und Erläuterungen zur Verfügung zu stehen, um die Sicht der Arbeitnehmerseite zu erläutern.

Möglicherweise wollen die Landesregierung und die Landeshauptstadt mit ihren gewählten Politikern im Aufsichtsrat (Minister Althusmann, Minister Hilbers, OB Onay, Stadtkämmerer von der Ohe), dass einseitig in laufende Verträge eingegriffen wird. Eingriffe von Aufsichtsrats-Mitgliedern in das operative Geschäft der Gesellschaft sind allerdings nach Aktiengesetz untersagt. Insofern zeigt sich die IG Metall überrascht, denn diese Sachlage sollte bekannt sein.

Bei der DMAG existiert ein Tarifvertrag, der zwischen der Firma und der IG Metall geschlossen ist. Die laufende Vereinbarung gilt bis August 2024, schließt Kündigungen aus und regelt eine Mindestbeschäftigtenzahl. Dafür arbeitet im Gegenzug seit Jahren jeder Beschäftigte in jeder Woche zwei Stunden unentgeltlich länger als nach Flächentarifvertrag vorgesehen. Das ergibt für die DMAG eine Ersparnis in Millionenhöhe.

Die IG Metall und die betrieblichen Gremien werden inhaltlich detaillierter Stellung nehmen, wenn Unterlagen übermittelt wurden und nachdem in den notwendigen Gremien dazu beraten werden konnte.

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