Arbeitnehmerseite stimmt gegen geplante Schließung und stellt Wirtschaftsgutachten vor

Die Nexans Beschäftigten setzen erneut machtvolles Zeichen gegen Schließungspläne vor dem Werktor

13.03.2019 | Anlässlich der Aufsichtsratssitzung von Nexans Deutschland haben mehr als 250 Beschäftigte vor dem Werkstor gegen die Schließungspläne der französischen Unternehmensführung demonstriert. Mit IG Metall Fahnen, Trillerpfeifen und Transparenten machten die Beschäftigten ihre Ablehnung gegenüber den Unternehmensplänen deutlich.

Neben den Beschäftigten nahmen auch die Wirtschaftsdezernentin der Landeshauptstadt Hannover, Sabine Tegtmeyer-Dette sowie der Bürgermeister der Landeshauptstadt Hannover, Thomas Hermann an der Protestaktion teil und übermittelten den Beschäftigten die Solidarität im Kampf um die Erhaltung des Standortes, genauso wie Betriebsräte und Vertrauensleute aus anderen Hannoveraner Betrieben.

Sascha Dudzik, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Hannover ging in seiner Rede auf die parallel stattfindende Aufsichtsratssitzung ein und machte deutlich: “welche Entscheidung der Aufsichtsrat auch immer treffen wird. Von diesem Platz vor dem Werksgelände geht heute ein starkes Signal aus: Wir sind bereit für den Kampf. Wir wollen, dass die Schließungspläne vom Tisch genommen werden. Sollte dies nicht geschehen, werden wir dafür sorgen, dass irrationale Management-Entscheidungen richtig teure Entscheidungen werden.

Die Betriebsräte Bernd Rösinger und Frank Selke von Nexans machten in ihrer Rede deutlich, dass die Belegschaft die Pläne aus Paris ablehnt: „Wir werden nicht tatenlos zusehen, wie unsere Zukunft vor die Wand gefahren wird. Die Belegschaft kämpft für ihre Zukunft. Nexans muss in Hannover bleiben.“

Stefan Drechsler der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende von Aventics aus Laatzen, sagte: „Wir stehen hinter eurem Kampf um die Arbeitsplätze und die Zukunft des Standorts. Die Schließungspläne aus Frankreich sind nicht nur ein Angriff auf euch liebe Kolleginnen und Kollegen, sondern auch insgesamt auf die Beschäftigten in Hannover. Wir stehen an eurer Seite! Wenn wegen kurzfristiger Profitlogik wirtschaftlich handlungsfähige Unternehmen platt gemacht werden sollen, ist das brutaler Kapitalismus, der uns alle treffen kann.“

Martin Fichtel, Betriebsratsvorsitzender des Nachbarbetriebs RFS, der früher auch zu Kabelmetal gehörte, ging in seiner Rede auf die gemeinsame Geschichte der Unternehmen ein und verurteilte die Pläne aus Frankreich:
„Eine Entscheidung die ökonomisch nicht nachvollziehbar ist und 120 Jahre Kabeltechnik von heute auf morgen entsorgen möchte. Eine Unverschämtheit! Die Schließung wird auch auf unseren Betrieb Auswirkungen haben.“

In der parallel stattfindenden Aufsichtsratssitzung wurde indes ein Beschluss zur Schließung getroffen, gegen die Stimmen der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat.

Vor dem Beschluss des Aufsichtsrates wurde ein wirtschaftswissenschaftliches Gutachten, dass von der Arbeitnehmerseite in Auftrag gegeben wurde, vorgestellt.  Das Wirtschaftsgutachten vom INFO Institut kommt in mehreren Punkten zu dem Ergebnis das die Schließung von Nexans Hannover betriebswirtschaftlich, industriell und strategisch nicht tragbar ist.

Folgende Punkte gehen aus dem Gutachten hervor:

  • Der Standort Hannover liegt verkehrsgünstig, da mit dem Brinker Hafen ein Anschluss an den Mittellandkanal, und damit an das europäische Wassserverkehrsnetz besteht und auch ein direkter Anleger am Mittellandkanal gebaut werden könnte.
  • Das Werk in Hannover ist im Vergleich zum Schwesterwerk in Charleroi rentabler, schreibt zwar auch im gleichen Umfang rote Zahlen, dies aber bei weniger Umsatz. Für 2019 könnten in Hannover schwarze Zahlen erreicht werden, wenn die Prozesse optimiert werden.
  • Die Maschinen, die nach Charleroi abtransportiert werden sollen, sind zu lang um sie in den vorhandenen Werkshallen aufzubauen. Aufwendige Umbaumaßnahmen sind notwendig
  • In Charleroi gibt es keine Lagermöglichkeiten für die Leerspulen der produzierten Kabel
  • Alle Produkte aus Charleroi können in Hannover auf den vorhandenen Maschinen produziert werden. Die Produktion der Hannoveraner Produkte ist in Charleroi nicht ohne weiteres möglich und erfordert massive Umbauten des Betriebsgeländes.


„Die Arbeitnehmer-Bank hat geschlossen gegen die Schließung gestimmt und durch das von uns in Auftrag gegebene Wirtschaftsgutachten wurde eindeutig dargestellt, dass die Schließung des Standortes Hannover wirtschaftlich nicht nachvollziehbar ist, in jedem Parameter der Prüfung liegt Hannover vorne. Das von uns beauftragte Wirtschaftsgutachten hat klar aufgezeigt, dass eine Verlagerung der Produktion nach Charleroi keinen Sinn macht und selbst die angestrebte Verlagerung der zum Abtransport vorgesehenen Maschinen nicht ohne weiteres umgesetzt werden kann, da die Maschinen zu groß für die Werkshallen in Charleroi sind. Die Schließungspläne sind eine einzige Offenbarung der französischen Geschäftsleitung und deren Umsetzung wäre der Anfang des Niedergangs des gesamten Nexans Konzerns. Durch die Ergebnisse des Wirtschaftsgutachten fällt die Argumentation in sich zusammen“ so Frank Mannheim, Gewerkschaftssekretär und Aufsichtsratsmitglied.

„Das die Unternehmensleitung an den Schließungsplänen festhält, zeigt deutlich, dass Fakten keine Rolle spielen und es hier um keine wirtschaftlichen Ziele geht, sondern um die bloße Durchsetzung einer fixen Idee“ so Frank Mannheim zur Einschätzung der Situation

 

Kontakt:

Thadeus Mainka

Thadeus.mainkadon't want spam(at)igmetall.de

0160-5331687




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