Facharbeitermangel in Hannover?

Warum derzeit so viele Stellen unbesetzt bleiben.

22.10.2018 | Die Lage am Arbeitsmarkt in Hannover hat sich in den vergangenen Jahren stetig verbessert. Trotz eines festen Kerns an Langzeitarbeitslosen und Menschen in Maßnahmen der Job Center kann mittlerer Weile von einer günstigen Entwicklung für Beschäftigte in Metallberufen gesprochen werden. Viele tarifgebundene Betriebe suchen derzeit Fachpersonal und haben teilweise monatelang offene Stellen. Doch tun sie wirklich genug, um attraktiv für Bewerberinnen und Bewerber zu sein?

Quelle: Ingeborg Knol / PantherMedia

Jobausschreibungen gibt es derzeit in fast jedem tarifgebundenen Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie in der Landeshauptstadt, unabhängig von dessen Größe. Ein eher kleiner Betrieb, die Wilhelm Bauer GmbH in Hannover-Anderten, sucht etwa dringend Zerspanungsmechaniker, Werkzeugmechaniker oder Feinmechaniker (m/w). Die Stellenausschreibungen wurden im Jahr 2017 veröffentlicht. Zwar bildet der Betrieb auch selbst aus, allerdings konnten durch einige unglückliche Umstände die Azubis nicht auslernen. Altersbedingt werden in den nächsten Jahren noch weitere verdiente Beschäftigte in Rente gehen. Der Betrieb hat eigentlich mit einer Bindung im Flächentarifvertrag der Metallindustrie, mit Betriebsrat und dem Angebot von unbefristeten Arbeitsverträgen einige schlagende Argumente auf seiner Seite. Betriebsrätin Natalie Stürmer meint aber: „Wir sind ein kleiner Betrieb. Deshalb müsste der Arbeitgeber noch mehr Öffentlichkeitsarbeit machen, damit man uns in der Region als guten Arbeitgeber kennt.“

Aber auch bekannte Namen in Hannovers Industrielandschaft können nicht so schnell offene Stellen besetzen, wie gewünscht. Ein Beispiel hierfür ist der Nachfolgebetrieb der Hanomag, die Komatsu Germany GmbH. Der Hersteller von Baumaschinen in Linden war viele jahrelang in der Krise, doch seit 5-6 Jahren laufen die Geschäfte immer besser. Damit dieser wirtschaftliche Erfolg nicht auf den Knochen der Belegschaft erkauft wird, konnte der Betriebsrat eine neue Arbeitszeitvereinbarung abschließen, in deren Folge es in Kombination mit der exzellenten Auftragslage zur Schaffung von 80 Stellen in der Fertigung kam. Während Jobs in der Bandmontage noch recht gut zu besetzen waren, stockt es bei der Einstellung von Beschäftigten für die mechanische Fertigung (Maschinenbediener m/w) sowie für den Stahlbau (Schweißer m/w).

Den Begriff „Fachkräftemangel“ erfunden zu haben scheint das Management der MTU Maintenance GmbH. Der Wartungsbetrieb für Flugzeugtriebwerke in Langenhagen ist über die Jahre auf über 2.000 Beschäftigte angewachsen. Fluggerätemechaniker und Industriemechaniker (m/w) werden dringend gesucht aber überwiegend nur befristet eingestellt. Offene Ingenieursstellen sind dagegen oftmals mit dem Angebot eines unbefristeten Arbeitsverhältnisses verbunden. Anders als es der Grundsatz in den Tarifverträgen der Metallindustrie vorsieht, werden Azubis nach erfolgreichem Abschluss ihrer Ausbildung nicht alle unbefristet übernommen. „Die Luftfahrzeugbranche ist derzeit sehr gut ausgelastet. Alle Betriebe haben hier das gleiche Problem. Um sich im Wettbewerb um Facharbeiter durchzusetzen, wäre auch das Angebot eines attraktiveren Entgelts ein wichtiger Punkt.“ meint der Betriebsratsvorsitzende, Kai Eisenblätter.

Die Beispiele zeigen deutlich: Fachkräften fällt es in Hannover zunehmend einfacher sich auszusuchen, bei welchem Unternehmen sie arbeiten wollen. Solange Unternehmen jedoch meinen, mit befristeten Arbeitsverhältnissen und ohne unbefristete Übernahme von Azubis, ihre Lücken erfolgreich schließen zu können, kann von einem echten Facharbeitermangel nicht die Rede sein.

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