Trotz Zielerreichung 100 Arbeitsplätze gefährdet

Siemens will die Elektronikfertigung in Hannover schließen

10.10.2013 | Betriebsrat, IG Metall und Belegschaft fordern vereinbarte Gespräche zur Weiterführung der Fertigung in Hannover.

Dieter Schaefer

Hannover/Laatzen - Belegschaft und Interessenvertretung können es nicht fassen. Siemens fährt einen Zickzack-Kurs: Noch Ende 2011 hatte Siemens erklärt, die Elektronikfertigung in Hannover erhalten zu wollen. Mitte 2012 wurde dann plötzlich von einer Verlagerung der Fertigung nach Fürth gesprochen, obwohl die Elektronikfertigung von Autobahn-Notrufsäulen und Türsteuerungen für Aufzüge, Werkzeugmaschinen und im Schienenverkehr Potential zur Geschäftsausweitung hat.

Der Betriebsrat hat unter Beteiligung der Belegschaft ein Alternativkonzept erarbeitet, das eine langfristige Sicherung der Elektronikfertigung in Hannover ermöglicht. Nach Aktionen der Belegschaft Ende 2012 stoppte die Geschäftsleitung schließlich die zu Anfang 2013 geplante Verlagerung. Das Alternativkonzept des Betriebsrates wurde im Rahmen eines Interessenausgleiches mit Zielzahlen vereinbart. „Der Betriebsrat hat an dieser Stelle der Verhandlungen tatsächlich Verantwortung übernommen und mit dem Arbeitgeber vereinbart in Quartalsgesprächen die weitere Entwicklung des Fertigungsbereiches zu verfolgen. Das ist ein mutiger und neuer Weg im Bereich der IG Metall Hannover.“ so der zuständige Gewerkschaftssekretär Dieter Schaefer. Die Geschäftsleitung in Fürth ist nun allerdings nicht bereit, die Zielerreichung anzuerkennen. „Der Betriebsrat und die gesamte Belegschaft sind stocksauer. Wir vermuten, dass die Geschäftsleitung in Fürth nie ernsthaft die Absicht hatte, die Elektronikfertigung in Hannover aufrecht zu erhalten,“ sagt der Betriebsratsvorsitzende Frank Wiese.

Bereits im letzten Jahr basierten die Planzahlen der Siemens AG auf zu negativen Annahmen. „Unsere Kritik, dass hier absichtlich ein Bereich schlecht gerechnet wird,“ so Wiese weiter, „hat sich bestätigt. Eine bereits im Januar 2011 zugesagte breitere und internationale Vermarktung der Türsteuerungsprodukte wurde erst verspätet 2013 gestartet. Damit war klar, dass sich eine weitere Volumensteigerung deutlich nach hinten verschiebt. Um die verspätete Markteinführung auszugleichen, forderte der Betriebsrat einen Anreiz, um die in Hannover entwickelten Produkte schneller in den Markt zu bringen. Dieser Vorschlag wurde von der Geschäftsleitung in Fürth abgelehnt. Zum Ende des Geschäftsjahres wurde die Fertigungsleistung nach den Planzahlen des Betriebsrates dennoch übertroffen. Dazu Wiese: „Jetzt geht es darum, der Geschäftsleitung klar zu machen, dass man so nicht mit einer Belegschaft und ihrem Betriebsrat umspringt. Wir fordern die vereinbarten Gespräche zur Weiterführung der Fertigung in Hannover!“

Hinweis

Um die Siemensbelegschaft und die Öffentlichkeit über die geschilderten Sachverhalte zu informieren, ist eine Kundgebung am 14. Oktober 2013 um 10.00 Uhr am Werner von Siemens Platz in Laatzen geplant, zu der wir sie herzlich einladen. Als Redner haben sich neben dem Betriebsrat auch Stefan Schostok (OB Hannover), Hartmut Meine (IG Metall-Bezirksleiter), und Thomas Zwiebler (Betriebsratsvorsitzender Volkswagen Nutzfahrzeuge) angekündigt.

Bildergalerie von der Aktion am 14.10.2013

Kontakt:           

Frank Wiese                           
Betriebsratsvorsitzender der          
Siemens AG Niederlassung in           
Hannover/Laatzen
Tel.: 0152/22524949
frank.wiesedon't want spam(at)siemens.com


Dieter Schaefer
Gewerkschaftssekretär der
IG Metall Hannover
Tel.: 0170/3333016
dieter.schaeferdon't want spam(at)igmetall.de

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