Restrukturierung zu Lasten der Zukunftsfähigkeit

Belegschaft und Produkte sind gut! Die Schulden sind das Problem!

13.11.2014 | Die Probleme bei Keymile werden immer deutlicher. Das Management trifft weitreichende Entscheidungen mit dem Ziel, die Probleme des Unternehmens zu lösen. Doch wird damit der richtige Weg eingeschlagen?

Keymile Beschäftigte haben Erfahrung im Protestieren. Foto: IGM vom 31.7.14

Wie es um Keymile bestellt ist, wurde vielen spätestens Ende September klar. Damals wurde bekanntgegeben, dass der ehemalige CEO (Chief Executive Officer) Björn Claaßen und der CFO (Chief Financial Officer) Michael Breyer das Unternehmen verlassen werden. Neben der Benennung von Axel Föry zum neuen CEO und weiteren Neubesetzungen im Topmanagement wurde mit Jay Bratz erstmals ein CRO (Chief Restructuring Officer) eingestellt, der nun die Aufgabe hat, das Unternehmen zu sanieren.

Bereits auf dem sogenannten „All-Hands-Meeting“ am 6. Oktober wurde die neue Ausrichtung des Managements deutlich: Durch Einsparungen bei den Personalkosten sollen finanzielle Spielräume geschaffen werden, um damit die finanzielle Schieflage von Keymile zu stabilisieren. Nach den Plänen des Managements soll die Broadband-Entwicklung (R&D) ausgegliedert und an ein US-amerikanische Entwicklungs-Unternehmen verkauft werden. Außerdem soll durch weiteren Personalabbau, durch betriebliche Altersteilzeitregelungen für ältere Beschäftigte und durch Zugeständnisse der Belegschaft bei Entgelt und Arbeits-zeit, Einsparungen vorgenommen werden.

Womöglich reichen die Überlegungen des Managements aber weiter als bisher dargelegt: Anfang der Woche teilte das Unternehmen überraschend dem Betriebsrat am Standort Backnang mit, den dortigen Betrieb zum 31.12.2014 zu schließen.

Mit diesen Maßnahmen nimmt das Management falsche Weichenstellungen vor. Die offensichtlichen Probleme werden nicht abgestellt und damit die Zukunft von Keymile aufs Spiel gesetzt.

Aus Sicht der IG Metall…

  • ist Keymile ein profitables Unternehmen. Die Belegschaft und Produkte von Keymile sind gut und mit ihnen wird Geld verdient.
  • ist die Zukunft von Keymile ohne eine eigenständige Entwicklung gefährdet. Mit der geplanten Ausgliederung und dem Verkauf von R&D verliert Keymile wichtige Kompetenzen im Bereich Broadband und damit die Möglichkeit der eigenständigen Produktentwicklung.
  • kamen die existentiellen Probleme erst mit dem Einstieg der Finanzinvestoren Riverside und Halder im Jahr 2011. Ganz getreu dem allgemein bekannten Ruf von „Heuschrecken-Investoren“ kauften sie Keymile zu einem hohen Marktpreis. Anschließend wurden die entsprechenden Kredite auf Keymile übertragen – eine sogenannte Kaufpreisallokation. Das bedeutet: Zins und Tilgung für den Unternehmenskauf müssen durch Keymile selbst erwirtschaftet werden. Die finanzielle Schieflage war damit vorprogrammiert.
  • braucht Keymile einen sofortigen Schuldenschnitt, um sich zukunftssicher aufstellen zu können!

Um den eingeschlagenen Weg des Managements stark entgegenzutreten, bedarf es dem solidarischen Protest aller Beschäftigten bei Keymile. Die nächste Möglichkeit hierzu wird sich am 19.11.2014 im Rahmen der Betriebsversammlung bieten.

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